Was hatten Sie für Qualifikationen, um einer der größten Designer für Bassboxen Anfang der 70er zu werden?
Aufgewachsen bin ich mit der Soul Musik der 60-er und dem Funk der 70-er. Otis Redding, James Brown, Sly Stone, Parliament, Funkadelic und Bootsy’s Rubber Band. Bässe sind ein Hauptbestandteil, der Motor, welcher den Rhythmus ausmacht und Rhythmus ist das, was mich anmacht. Ich glaube, dass ich intuitiv immer gewusst habe, nach welchen Erfahrungen ich suchte – andererseits ist es eine Tatsache, dass ich überhaupt nichts von den gängigen akustischen Regeln wusste. Ich studierte damals Geologie an der Londoner Universität!
Sie sind während einer Zeit freier Festivals aufgewachsen und waren bekannt als “Cosmic Tone”, sprachen sich für Notting Hill artige Bands wie Quintessence und the Pink Fairies aus, und haben zusammen mit Tim Blake von Gong den Namen ‘Turbosound’ erfunden. Wären Sie glücklicher geworden, wenn Sie auf „Street Level“ geblieben wären oder war die Entwicklung unvermeidlich ?
Vergessen Sie nicht, dass dieser „Street Level“ in den späten 60-ern stattfand, als alles Neue und Relevante sich auf „Street Level“ befand. Die Musik und Sound Industrie, wie wir heute sie heute kennen, befand sich in einem embryonalen Zustand. Ich habe meine Zeit , in der ich im “Street Level” engagiert war, voll genossen, da die Veranstaltungen sich auf eine Mischung von politischen und metaphysischen Statements konzentrierten. Ich habe fest an Metaphysik geglaubt und habe Veranstaltungen wie das Windsor Free Festival unterstützt. Und dort auf dem alternativen Isle of White Festival (das kleine außerhalb des Zauns, wo Hendrix zum letzten Mal spielte), traf ich die Pink Fairies und Hawkwind. Da den Leuten der Sound, den ich machte, gefiel, begann ich das Equipment zu bauen.
Der frühe Glastonbury – Event 1971 war ebenfalls auf “Street Level” und repräsentierte den Zenith, die spirituellen Ziele von Tausenden. Ich kann mich immer noch daran als ein strahlendes Leuchtfeuer in meinem Geist erinnern und es war so außergewöhnlich auf einer Art gemeinsamen geistigen Ebene, dass es mich dazu brachte, Michael Eavis zu überzeugen das Festival in 1979 noch einmal aufleben zu lassen. Ich war auch an der Konstruktion dieser wundervollen Pyramide beteiligte, die leider kürzlich verbrannt ist, und an der Bereitstellung der hoch amüsanten Beschallungsanlage. Da es immer noch auf dem „Street Level“ war, habe ich es total unterstützt. Auf dem „Street Level” stand die freie Entdeckungsreise der gemeinsamen Bewusstseinserweiterung zur Verfügung, und die 1979/80 Events waren brilliant, speziell Taj Mahal. Aber Erfolg bringt auch Aufmerksamkeit, Egos werden aufgepumpt und schon bald gerät die ursprüngliche Botschaft komplett in Vergessenheit. Bedauerlicherweise ist von mir in Glastonbury nur mein Equipment Design übrig geblieben. Trotzdem nehmen wir weiterhin jede nur mögliche Gelegenheit wahr, um mit unserem Klangfeld zu experimentieren, so dass wir uns immer noch sehr auf dem “Street Level” befinden. Wo ich nicht so glücklich drüber bin, ist der Mangel an Spiritualität auf jeglicher Ebene.
Um bei Ihrer Frage zu bleiben, ein Wechsel von “Street“ zur Vorstandsetage“ bedeutet nicht notwendigerweise auch Entwicklung, speziell die Entwicklung der Kunst. Um der Straße eine Erfahrung zu bereiten, müssen wir wissen, wie die Straße fühlt. Wenn wir die Macht der Kommunikation in diesem Stadium verlieren, ist das keine Entwicklung.
Veränderung ist unvermeidlich, Entwicklung ist es nicht. Für mich persönlich bin ich immer am glücklichsten, wenn ich sowohl mit der Straße als auch mit den Firmen kommunizieren kann.
Welche der frühen Bands hat am meisten dazu beigetragen, Turbosounds Reputation zu verbreiten? War es vielleicht Steve Hillage?
Ja, Steve hat uns in der Anfangszeit sehr unterstützt, ebenso Tim Blake von Crystal Machine, Santana, Kool and the Gang, Status Quo, Culture Club, Aswad und Iron Maiden.
Die frühe Beziehung mit Tim Isaac war entscheidend für den Erfolg von Turbosound Rentals. Würden Sie sagen, dass das Ende dieser Beziehung zu einer Ihrer größten Enttäuschungen gehört? Und wenn nicht, was war es dann?
Ja, Ich bedaure den Bruch zwischen Tim und mir. Tim war ein guter Ingenieur und eine gute Seele. Schlimmer aber war die Verschwendung von Turbosounds Schwung in den 80-ern und letztendlich der Verkauf Anfang der 90-er. Der spirituelle Untergang von Glastonbury war auch kein Vergnügen.
Turbosound wurde 1977 gegründet. Welche Gründe hatten Sie, sich in dieser Zeit in einer Firma zu organisieren? Hatte es etwas mit Rikki Farr’s Engagement und dem Festival System zu tun?
Ich hatte drei Firmen vor Turbosound – Peace Sounds, Cosmic Boxes und Sonic Trucking, so dass ich wirklich schon vor 1977 Ahnung von Firmenstrukturen hatte. Wir haben das ‘Brown’ System für Rikki Farr 1977 entwickelt. Ich glaube, dass John Meyer’s MSL3 darauf basiert.
Letztendlich wurde es an Hibino in Japan verkauft. Wenn ich Ihnen meine Sicht des Projektes mit Rikki Farr schildere, so zweifele ich daran, dass Sie es drucken würden, aber es reicht wohl, wenn ich sage, dass wir das Blue Festival System sofort nach Beendigung dieser Situation in Angriff genommen haben.
Wie und wann haben die Turbosound Grundsätze sich entwickelt? Man sagt, dass es mit Ihrer Besessenheit zu tun hat, Hi-Fi im Großen zu bekommen. Ist das wahr?
Es ist wahr, dass meine Besessenheit die treibende Kraft war. Meine ursprüngliche Beziehung mit Tim Isaac wurde möglich Anfang der 70 durch unsere gemeinsame Antipathie von Standard 2 Zoll Kompressionstreibern, die bis auf 800Hz runter gingen. Und da wir beide an Konuslautsprechern für den gesamten Mittenbereich geforscht hatten, beschlossen Tim und ich zusammen zu arbeiten. Im Laufe dieser Zusammenarbeit hatte Tim eines dieser frühen „Phase Plug Designs“ bei sich zu Hause und beschloss, eine Teigrolle aus Holz in die Mitte zu stecken. Dies gab eine unmittelbare Verstärkung der Kohärenz. Schnell verbesserten wir unsere Formen für die ersten Turbosysteme. Das passierte Mitte der 70-er und ich zweifele nicht daran, dass Tim und ich die ersten waren, die das alte Paradigma von Box und Kompressionstreiber umgekippt haben, indem wir gut klingende, horngeladene Kegel im Mittenbereich zwischen der Box und dem Kompressionstreiber einfügten. Seitdem Tim und ich uns geschäftlich getrennt haben, habe ich diese Konzepte weiter entwickelt, zuerst während meiner Zeit als Inhaber von Turbosound jetzt auf einem noch höheren Level mit Funktion One. Das bedeutet 25 Jahre ununterbrochene Entwicklung!
Auf welche Ihrer frühen Designs, die Sie entwickelt haben, sind Sie besonders stolz? War jeder Entwicklungsschritt vorherbestimmt, um letztendlich zur Erfindung des Floodlight und Flashlight zu führen ?
Ich würde sagen die 2 x 18“ Bass Boxen. Wenn der zweite Teil Ihrer Frage meint, ob es da die Vision eines Zusammenhangs in der Forschung gegeben hat, dann ist die Antwort ja. Die Produkte, die Sie nennen, sind jetzt beinahe zehn Jahre alt und die Forschung ging die ganze Zeit mit einer ständig zunehmenden Reife weiter, so dass Flashlight und Floodlight jetzt schon eine Generation zurückliegen und mir die Leute immer noch erzählen, dass bisher wenige Systeme Flash- und Floodlight eingeholt haben. Daher glaube ich, dass die neue Resolution Serie den Menschen noch mehr wirkliche Hörerfahrung geben wird.
Und welches der frühen Systeme hält dem Zahn der Zeit am besten Stand (oder war seiner Zeit am meisten voraus)?
Ich glaube das Glastonbury Festival System 1979 wegen seiner absoluten Neuheit. Obwohl es zu der Zeit einige horngeladene Systeme gab – ich denke da an Dave Martin’s Rasierer System – hatten sie eine unzulängliche Schallintegrität und widerstreitende Abstrahlmuster, wenn sie in Mengen eingesetzt wurden. Vielleicht wurden in den USA deshalb die vielfach direktabstrahlende Lautsprecher weiterhin eingesetzt. Wissen Sie, so glorifizierte Gitarrenboxen mit kreischenden Hörnern oben drauf. Grässlich! Tatsächlich ging es denen nicht viel besser und sie benötigten tonnenweise mehr Material, um das Defizit an Effizienz wett zu machen. Natürlicherweise hatte das Festival System – wie schon vorher erwähnt – tiefen, strammen Bass aus den2x 18“ Bässen, gekoppelt mit einer beispiellosen Mittenprojektion und Klarheit der damals neuen Turbo Geräte. Tatsächlich wird es noch heute benutzt. Vielleicht war der wichtigste Aspekt die exzellente Kohärenz eines so großen Riggs, die erreicht wurde , indem wir Soundaustritte wie dünne Scheiben eines Kuchens angeordnet haben. Daher meine Fixierung auf enges Abstrahlverhalten. Ich habe es so eingerichtet, dass jede Person im Publikum wirklich nur einen oder höchstens zwei Lautsprecher hören würde. Alle heutigen Standard Array Prinzipien fielen natürlich aus diesem Ansatz heraus und wurden trotz der Ansprüche anderer, die später kamen, bereits Ende der 70er voll ausgearbeitet. Alles in allem repräsentierte es mit seiner exzellenten Größe, seinem geringen Gewicht und wegen des guten Kraftverhältnisses ein Musterbeispiel für groß angelegtes PA Design. 1978 haben wir eine AES Präsentation über diese Arbeit gemacht und manche behaupteten, wir wären nicht bei Verstand. Ich glaube, das ist die Standard Reaktion, wenn ein Teil der Menschheit mit Informationen konfrontiert wird, die die Grundlagen erschüttern.
Es scheint, als ob Sie unter einer hässlichen Attacke von Firmenphobie gelitten hätten, ungefähr zu der Zeit als Turbosound von AKG übernommen wurde. Stimmt das und wie haben Sie reagiert?
Das Streben nach kommerzieller Gesundheit umfasst einige gute natürliche Ziele wie Wachstum, Aufrechterhaltung, die Bemühungen der Firma den Ressourcen angleichen, etc. Das Problem ist, dass die Profitgier die Sensibilität so sehr einschränkt, dass in vielen Punkten, trotz der Cleverness des Marketing, der durchschnittliche geistige Firmenkurs sehr begrenzt ist und nicht die nötigen Schaltkreise besitzt, um wirklich intelligent zu handeln. Vielleicht nennen Sie das eine Phobie, ich nenne es Frustration. Ich habe Turbosound aus folgenden Gründen verlassen: Einige Gruppen des neuen Turbosound/AKG Managements beschlossen, dass das Forschungs- und Entwicklungsteam ( R&D Team) einen lästigen Kostenfaktor darstellte und es von kommerziellem Vorteil für sie wäre, wenn wir unabhängig würden. Da wir mit unserer Arbeit auf unsere eigene Art und Weise weitermachen wollten, ergriffen wir die Gelegenheit, weil wir glaubten, dass Turbosound als Weg kreativen Ausdrucks so gut wie tot war.
Gab es eine Strategie als Sie in Hoyle mit Ihrem alten R&D Team eine neue Firma gründeten? Falls ja, was glaubten Sie, außerhalb von Turbosound tun zu können, was sie innerhalb nicht hätten tun können?
Ja wir hatten eine Strategie, die sich um uns herum darauf konzentrierte, Zeit und Ressourcen zu nutzen, um gründlich die Bereiche zu erforschen, von denen wir wussten, dass sie wichtig waren, um in der Leistung einen bedeutenden Schritte vorwärts zu kommen. Der Lizenzvertrag mit Turbosound über Floodlight 1993 wurde aus Loyalität zu den Flashlightnutzern abgeschlossen. Wir wollten sicherstellen, dass sie Zugang zu diesem ergänzenden Medium-Dispersions Produkt hatten. Das Design von Floodlight und die integrierte Axehead Technologie, war das erste Ergebnis unserer Unabhängigkeit von Turbosound als Funktion One. Wenn wir bei Turbosound geblieben wären, so möchte ich bezweifeln, dass das neue Management uns die Möglichkeit eingeräumt hätte, ein so hochwertiges Produkt herzustellen. Seitdem haben wir uns die Zeit genommen, sehr aufregenden Fortschritt zu machen.
Obwohl Funktion One Bass Boxen Ihnen jetzt einen neuen Referenz-Standard liefern, scheinen Sie diese absichtlich bis zum Millennium Dome zurückgehalten zu haben. Wofür sollten Sie anbieten und auf welcher Basis haben Sie den Zuschlag bekommen?
Ja, Sie haben recht. Ich glaube nicht daran, viel Lärm um nichts zu machen, bis alles geklärt ist. Aber es war eine unwiderstehliche Gelegenheit einige unserer neuen Produkte auszuprobieren!
Wir boten die Lautsprecher für die Zentralbühne an. Wir lieferten 96 x 218 Bass Boxen, 24 x Resolution 4, 52 x Resolution 9, 48 x Resolution 9 high Einheiten. Alle waren self powered. Wir haben den Vertrag bekommen, weil wir die Audio- und Beschallungskriterien erfüllten und das unglaublich niedrige Gewicht des Systems im Rahmen der vorgegebenen Lasten lag. Weiterhin durch die extrem kompakten Abmessungen und einen vernünftigen Preis. Eines der Dinge, die mich an diesem Projekt am meisten amüsierte, ist, dass nach all den Jahren des Kampfes mit Set Designern bzgl. der Abdeckung von Lautsprechern (mal ehrlich: alles vor der Treibereinheit, besonders Gitter, sind schlechte Nachrichten) das futuristische Aussehen des neuen Phase Plug Designs willkommen war und voll in das Set ohne Frontgitter integriert wurde.
Welche gleichrangigen Audio Leute haben Sie in der ganzen Zeit für ihren unbekümmerten und empirischen Ansatz für Produkt und System Design am meisten bewundert?
Ich könnte Dave Martin als Kavalier im positiven Sinne der Bedeutung nennen. Christian Heil für das Beharren auf der Anwendung der Line Array Grundlagen in der Touring- und Installations-PA. Rupert Neve für sein Festhalten an höchster Audioqualität.
Welches drei Adjektive fassen am besten den Geist von Funktion One´s „Design Philosophie“ zusammen?
Furchtlos, holistisch und visionär.
Wenn Sie nicht gerade in einen Kampf mit den Gesetzen der Physik verwickelt sind, was tun Sie, um sich zu entspannen?
Ich hasse den Gedanken, in einen Kampf mit den Gesetzen der Physik verwickelt zu sein. Es geht mehr darum, in die vielfältigen Wege des Universums einzutauchen. Das finde ich entspannend. Soweit ich nicht mit Audio beschäftigt bin, bin ich leidenschaftlicher Windsurfer ( noch mehr Eintauchen in die Gesetze der Physik) und bin auf dem Meer wann immer es geht. Ich trainiere mehrmals wöchentlich im Gymnastikstudio und scheine eine bezwingende Vorliebe für schnelle Autos zu haben. Am liebsten aber bin ich mit meiner Frau zusammen.
Und zum Schluss, es wird gesagt ein Lautsprecher ist ein Lautsprecher ist ein Lautsprecher. Gibt es irgend etwas, dass Sie gegen diese Wiederholung tun können?
Wir haben das Gefühl, dass wir genau das mit unserer Resolution Serie gemacht haben, aber urteilen Sie selbst, wenn sie komplett ist.